Als ich das Buch zum ersten Mal beim
Stöbern im Buchladen entdeckte, wusste ich sofort: Das muss ich
haben! Wie oft habe ich mich beim Ausprobieren eines neuen Rezeptes
oder dem Zubereiten eines meiner „Klassiker“ über die Masse an
vermeintlichem Abfall geärgert. Ich versuche schon lange, möglichst
alle Bestandteile unserer Lebensmittel zu verwenden. Leider ist es
mit meiner Kreativität diesbezüglich nicht ganz so weit her. Die
Autorin, die auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, hat seit Ihrer
Kindheit Eindrücke und Ideen gesammelt, wie man Lebensmittel
möglichst „von der Schale bis zum Kern“ verwenden kann. Der
Fokus liegt auf einfachen, aber besonderen und kreativen Rezepten,
bei denen häufig zusätzlich ansprechende Abwandlungsmöglichkeiten
genannt werden. So kommt garantiert keine Langeweile auf. Unter den
vielen ausschließlich vegetarischen Rezepten finden sich modern
interpretierte Klassiker wie „Tomatenrisotto“ und eine Fülle an
ausgefallene Ideen, wie beispielsweise die „kandierten Gurken“
oder die „Radieschen aus dem Ofen mit Zitronen-Kerbel-Mayonnaise“.
Auch wenn es sich „nur“ um vegetarische Rezepte handelt, kommen
hier garantiert auch absolute Fleischliebhaber auf Ihre Kosten. Wer
auf tierisches Eiweiß absolut nicht verzichten mag, findet
zahlreiche Rezepte, die sich jederzeit einfach mit einem guten Stück
Fleisch oder Fisch kombinieren lassen. Beispielsweise harmoniert das
„Erbsenrisotto mit grünem Spargel“ sicherlich hervorragend mit
einem kurzgebratenem Stück Lammfilet (oder, wenn die Studentenküche
mal nicht so gut ausgestattet ist, auch mit einer leckeren
Hähnchenbrust). Wie ich euch schon mehrfach erzählt habe, liebe ich
die fleischlose Küche jedoch sehr. Mehr als 100 Rezepte mit Obst und
Gemüse rund ums Jahr lassen kaum Wünsche offen.
Bernadette Wörndl (Autor) | Gunda
Dittrich (Fotografin) – Von der Schale bis zum Kern –
Vegetarische Rezepte, die Ganze gehen
191 Seiten, Hardcover,
ISBN: 978-3-85033-654-3 (Brandstätter
Verlag)
Zum Aufbau:
Am Anfang des Buchs findet sich eine
kurze Einleitung, in der sich die Autorin vorstellt und dabei einen
Einblick in ihre Kindheit auf dem Land, ihren Werdegang und ihre
Kochphilosophie gibt. Außerdem wird eine Art „Code“ vorgestellt,
mit dem es dem Leser einfach gemacht wird, bei jedem einzelnen Rezept
sofort zu erkennen, welche Obst- oder Gemüseteile verwendet werden.
Danach folgen die Kapitel zu den Rezepten. Ganz außergewöhnlich ist
dabei, dass die Aufteilung nicht klassisch nach Art des Gangs (z. B.
Vorspeisen, Hauptspeisen, Desserts) ist. In diesem Buch wurde ganz
einfach nach Alphabet sortiert. Von „A“ wie „Apfel, Aprikose,
Artischocke“ bis „Z“ wie „Zitrone, Zucchini“. Ich finde das
toll. So findet man ganz schnell ein passendes Rezept. Da das Buch
auf die vollständige Verwertung von Obst und Gemüse abzielt, ist
dies meiner Ansicht nach auch die Gliederung, die am meisten Sinn
macht. Lassen sich die Obst- und Gemüsearten sowohl deftig als auch
süß verwenden, finden sich im jeweiligen Kapitel auch meist
Rezepte, die beide Sinne ansprechen – süß und salzig. Bevor es
mit den Rezepten losgeht, werden diese vorab im Fließtext, oft
versehen mit kleinen persönlichen Anekdoten und praktischen Tipps,
erläutert. Man merkt sofort, dass eine große Portion Liebe in
diesem Werk steckt.
Zu den Rezepten:
Wie zu Beginn schon kurz erwähnt,
bilden vegetarische Klassiker und „Exoten“ ein Sammelsurium
äußerst ansprechender Rezepte, bei denen einem schon beim bloßen
Durchlesen das Wasser im Munde zusammen läuft. Schön ist, dass es
sich sehr oft anbietet, nicht nur ein Rezept sondern gleich zwei oder
drei zuzubereiten. Die Schalen, die zum Beispiel bei der Zubereitung
des „Erbsen-Minz-Pürees“ übrig bleiben, kann man direkt zu
einem „Erbsenschotenpesto mit Walnüssen“ verarbeiten. Das spart
Zeit und schont auch noch den Geldbeutel.
Oft werden aus Fruchtgehäusen oder
Schalen Sirups, zum Beispiel „Birnensirup“ gewonnen oder es wird
Tee aus übrigen Schalen hergestellt.
Damit ihr euch einfach mal vorstellen
könnt, wie die Rezepte kombiniert sind, stelle ich dies anhand des
Buchstabens „M“ dar. In diesem Kapitel werden Mais, Mangold und
Melone behandelt. Den Anfang macht der Mais mit „gefüllten
Maisblättern mit Reis“, danach gibt es „Mais-Pancakes“ und ein
absolut fantastisch klingendes „Maiskolbeneis“. Man lasse sich
das mal „auf der Zunge zergehen“: Eis aus Maiskolben! Eine
fantastische Idee, dich ich auf jeden Fall noch nachmachen werde. Die
„Mangoldrolle mit Nusssauce“ bildet den Übergang zum nächsten
Gemüse.
Es folgen „Mangold-Nudeln mit
Esskastanien“ und als Snack zwischendurch „Mangold-Chips“. Das
einzige Obst in dieser Runde bildet die Melone, die mit einem
„Wassermelonen-Mozzarella-Salat, Wassermelonenrinden-Chutney“ und
„Honigmelonenkern-Horchata“ (einem alkoholfreien Drink) an den
Start geht.
Alles in allem wird eine reiche Auswahl
an Anleitungen zum vollständigen Verwerten von Obst und Gemüse
geboten.
Zur Zubereitung:
Bisher konnte ich ja leider erst eines
der vielen Rezepte, nämlich –passend zur Saison- die „mit
Apfelsirup glasierte Apfel-Galette“ ausprobieren. Dabei habe ich
mich streng an die Anweisungen der Autorin gehalten und es hat
wirklich gut geklappt. Die Mengenangaben waren stimmig (außer, dass
ich 100 g Butter zum Glasieren der Äpfel viel zu viel fand – aber
das ist wohl Geschmacksache) und die Erklärung der einzelnen
Schritte nachvollziehbar. Alle Rezepte gliedern sich in den
Zutatenteil links und eine detaillierte Erklärung der einzelnen
Schritte auf der rechten Seite. Oft finden sich am Ende eines Rezepts
auch noch nützliche Tipps. Meist sind Bilder zum Rezept, manchmal
aber auch nur Bilder von einzelnen Zutaten oder Verarbeitungsstufen
vorhanden. Das ist zwar ästhetisch sehr ansprechend, aber auch der
einzige kleine Kritikpunkt, der mir hier einfällt, da ich immer
gerne weiß „wo die Reise hingeht“, wie das Endergebnis also
aussehen sollte.
Zum Layout:
Die Fotos sind
sehr ansprechend. Richtige Stillleben wurden hier gezaubert und für
mich gleicht jedes Bild einem kleinen Kunstwerk. Beim Durchblättern
des Buchs bekommt man gleich Appetit. Diese und die stimmige Auswahl
de Schriftarten, die durchdachte und witzige Symbolik, die ich schon
in der Einleitung beschrieben habe und die farbliche Gestaltung fügen
sich zusammen zu einer absolut ansprechenden, hochwertigen
Aufmachung.
Fazit:
Wer gern und viel Obst und Gemüse
isst, diese liebt und schätzt, dem kann ich dieses Buch nur ans Herz
legen. Die Idee der vollständigen Verwertung wird mit diesem Buch
auf eine neue, spritzige Art und Weise aufgegriffen. Wirklich
empfehlenswert.
Gleich im Anschluss findet ihr das von
mir ausprobierte Rezept.
Ich wünsche guten Appetit!
Eure Lisa
Das getestete Rezept:
Mit Apfelsirup glasierte Apfel-Galette
Teig:
250g Mehl
2 EL Zucker
1 Prise Salz
150 g kalte Butter
etwas Bio-Zitronenschale
6 EL Eiswasser
Belag:
3-4 säuerliche Äpfel
(z. B. Elstar, Kronprinz Rudolf oder
Boskoop)
100 g Butter
1-2 EL brauner Zucker
Sirup:
Kerngehäuse, Apfelreste
Und –schalen
250 ml Apfelsaft
200g Zucker
Für den Teig Mehl, Zucker und Salz in
einer Schüssel vermengen. Die kalte Butter in Würfel schneiden. 1/3
der Butter mit einer Teigkarte grob in den Teig einarbeiten, dann
zwischen den Finderkuppen zerbröseln. Restliche Butter und Zitrone
ebenso einarbeiten und dabei darauf achten, dass einige größere
Butterstückchen im Teig bleiben – das ist das Geheimnis für einen
knusprigen Teig.
Kaltes Wasser zugeben und den Teig
rasch zu einer Kugel zusammendrücken oder übereinander falten.
Nicht kneten, die Butterstücke sollten noch immer sichtbar sein.
Teig leicht flach drücken, in Frischhaltefolie wickeln und im
Kühlschrank mindestens 30 Minuten ruhen
lassen.
Währenddessen die Äpfel schälen,
Schalen aufheben. Fruchtfleisch auf einem Mandolinhobel oder mit
einem scharfen Messer in hauchdünne Scheiben schneiden. Kerngehäuse,
Apfelreste und -schalen in einem Topf zur Seite stellen.
Butter in einem kleinen Topf bei
kleiner Hitze schmelzen lassen. Teig aus dem Kühlschrank nehmen und
mit einem Nudelholz 3-4 Millimeter dick ausrollen. Auf ein mit
Backpapier belegtes Bachblech legen, mit Äpfeln belegen.
Rand großzügig einschlagen oder wie
bei einer Calzone eindrehen. Äpfel großzügig mit Butter
bestreichen und mit etwas braunem Zucker betreuen.
Die Galette im Backofen bei 180°C
20-25 Minuten goldbraun backen.
Eventuell ein bis zwei Mal im Ofen
drehen, damit sie gleichmäßig bäckt.
In der Zwischenzeit Kerngehäuse,
Apfelreste und -schalen mit dem Saft auf kleiner Flamme zu Sirup
einkochen. Das Kerngehäuse enthält das meiste Pektin der Frucht und
hilft auf natürliche Weise beim Eindicken des Saftes. Das dauert je
nach Menge ca. 40-50 Minuten. Sirup durch ein Sieb abgießen. Die
fertige Galette noch warm mit dem Sirup einpinseln. Restlicher
Apfelsirup eignet sich auch für spritzige Sommerdrinks, Cocktails,
zum Süßen von Desserts und Frühstücksmüsli.
© Gunda Dittrich/ Brandstätter Verlag
hört sich supi an! waah und mein nachbackordner platzt aus den nähten! soo und noch die apfel-galette dazu... aaah... puh... doch nicht geplatzt:D
AntwortenLöschenliebe grüße, sabine =)