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Donnerstag, 24. Juli 2014

{Buchvorstellung} Drei gute Dinge auf dem Teller von Hugh Fearnley-Whittingstall

Ich bin stets hin- und hergerissen: mag ich nun die etwas ausgefallenere Küche mit vielen, vielen Gewürzen und Aromaten oder stehe ich doch eher auf einfache, aber geniale Kombinationen. Mich fasziniert beides so sehr und ich versuche immer die Balance aus beidem zu finden. Da ich momentan etwas weniger Zeit zum kochen habe, tendiere ich dazu, mit weniger Zutaten zu kochen, die ich praktischer Weise auch noch im Vorratsschrank habe. Nachdem mein Einfallsreichtum mittlerweile zur Neige geht, war ich froh, das Buch von Hugh Fearnley-Whittingstall zu entdecken. Er kocht mit (mehr oder weniger) drei Zutaten und zeigt dabei vielfältige Variationsmöglichkeiten. Was mir daran besonders gefällt? Die meisten seiner Gerichte sind fleischlos und er kombiniert sehr unterschiedliche Zutaten, die in den meisten Kochbüchern unter den Tisch fallen, wie zum Beispiel Artischocken oder auch weiße Bohnen. Außerdem enthält das Buch viele Rezepte mit Hülsenfrüchten, aber auch Getreiden und Kartoffeln, so das man selbst nach Lust und Laune einfach mal ein Stück Fleisch oder Fisch dazu kombinieren kann und schwupps ein vollwertiges Mal zaubern kann. Einfach klasse. Am selben Tag, als das Buch eintraf, habe ich schon daraus nachgekocht und war, erwartungsgemäß, begeistert. Aber zunächst mehr zu Autor und Inhalt des Buches....

In der Einleitung geht Fearnley-Whittingstall auf die Basis des Kochens ein, auf der sein Buch gründet. Das, wie er es nennt, „magische Muster“, dass hinter guten Gerichten steckt, sei ganz simpel: es besteht aus drei guten Dingen. Dabei ist die Kombination aus Geschmack und Struktur der Zutaten entscheidend, wie z. B. salzig-süß-knusprig oder sauer-sahnig-krümelig. Dabei ist jedes Rezept wandelbar und Hugh Fearnley-Whittingstall gibt in den Kategrien „Plus eins“ und „Variationen“ Anregungen.



Drei gute Dinge auf dem Teller - Hugh Fearnley-Whittingstall | AT Verlag / www.at-verlag.ch
ISBN: 978-3-03800-792-0
Einband: Gebunden
Umfang: 416 Seiten


Es folgt das erste Kapitel „Drei in einem Beet: Salate“. Hier kommt es darauf an, das mindestens ein Element gehaltvoll, sei es Käse, Linsen, Fleisch oder Fisch, sein sollte. Ein weiteres Element sollte wenn möglich etwas Säure ins Spiel bringen, wie etwa Äpfel. So werden Kontraste, wie knackig und cremig, geschaffen, die ein Geschmackserlebnis erzeugen, das durch das Dressing verbunden, aber nicht übertüncht wird. Daraus ergeben sich Kreationen wie etwa der Fenchel-Apfel-Ziegenkäse-Salat, den ich nachgekocht habe (siehe am Ende des Posts ;)), oder aber ein Salat aus Kohl, Avocado und Linsen. Eine Kombination, die sich sehr interessant anhört. 



Dann geht es weiter zu den Vorspeisen in „Eins, zwei, drei, los! Vorspeisen und Suppen“, bei denen es wiederum auf drei kontrastreiche Ingredientien ankommt. Suppen sollten etwas Solides (z. B. Kartoffeln), etwas Frisches (z. B. Lauch) und etwas auffällig pikantes (z. B. Blauschimmelkäse) enthalten um eine runde Sache zu ergeben. Besonders ansprechend finde ich seinen Räucherfisch-Lauch-Kartoffel-Eintopf oder aber eine Suppe aus Pastinaken, Knoblauch und Blauschimmelkäse. Wer nur etwas schnelles für zwischendurch sucht, kann unter „Dreifach schnelle Snacks und Beilagen“ nachschlagen, die sich auch leicht in eine richtige Mahlzeit verwandeln lassen. Eigentlich sind sie aber dazu gedacht, Zeiten zu überbrücken, wenn man nicht zusammen an einem Tisch sitzen und mit der Familie speisen kann. Denn auch dann sollte man darauf achten was man isst und es auch genießen. Fearnley-Whittingstall ist ein Fan davon, alte Klassiker aufzupeppen, indem man beispielsweise gedünsteten Lauch aufs Käsebrot legt o. ä. Viele seiner besonderen Beilagen, lassen sich durch ein Stückchen Fleisch oder Fisch in eine vollständige, warme Mahlzeit verwandeln. Seine Snack-Ideen reichen vom Speck-Käse-Avocado-Sandwich, über eine Tapenade aus Oliven, Kapern und Ei bis hin zum „Gröstl“ aus Kartoffeln, Fenchel und Zwiebel.
Besonders angetan hat es dem Autor das Gemüse. Zeitweise lebt er vegetarisch und auch dieses Kochbuch kommt meist gut ohne Fleisch aus. Dem jungen Gemüse wird ein ganzes Kapitel namens „Gemüse-Trios“ gewidmet. Um keine Langeweile bei den Gerichten aufkommen zu lassen werden kräftige Aromen und angenehme Texturen gemixt. In den Hauptrollen stecken dabei meist Hülsenfrüchte und, eben, Gemüse. Unter den Rezepten findet sich ein Gemüsecurry aus Linsen, Spinat und Kartoffeln oder auch eine Pizza mit Bohnen, Oliven und Mozzarella. 



Schließlich wendet sich der Autor dann aber doch auch dem Fisch zu in „Fisch mit zwei Freunden“. Hier wird der Eigengeschmack des Fisches betont, es soll nur wenig davon abgelenkt werden. Die Begleiter sollen den Geschmack noch mehr zur Geltung bringen und durch Abwechslung überzeugen: Couscous oder Dinkel statt Reis, oder mal ein mit Zitronensaft aufgepepptes Kartoffelpürée. In diesem Abschnitt finden sich eine Art Salat aus Makrele, Rote Bete und Meerettich oder aber die Kombination Fisch, Kokos, Koriander.
Nach dem Fisch, folgt die Kategorie „Fleisch und (manchmal) zwei Gemüse“. Der Begriff Gemüse wird dabei sehr weit gefasst und Hugh traut sich auch an die Süß-Deftig-Kombination, indem er Obst wie Gemüse mit Fleisch kombiniert, wie z. B. bei dem Gericht Schwein mit Kartoffeln und Äpfeln. Auch Kräuter oder Hülsenfrüchte können Fleisch wunderbar begleiten und revolutionieren so die traditionelle, deftige Fleischküche. Denn hier soll nicht das Fleisch die Hauptrolle spielen, sondern das viel gesündere Gemüse in den Vordergrund treten, getreu dem Motto „Byebye Salatgarnitur!“ Neben dem oben erwähnten Rezept sprang mir auch gleich das Gericht Huhn mit Pflaumen und Soja aus dem Ofen ins Auge – sicher eine tolle Kombination! 



Die letzte 'deftige“ Kategorie ist „Pasta, Reis & Co.“ deren Rezepte der Autor als Soulfood für jeden Tag bezeichnet. Laut Fearnley-Whittingstall kann ein Tag noch so anstrengend gewesen sein, diese Gerichte gehen immer und spenden Energie und gute Laune. Praktischerweise sind sie auch noch lecker, nahrhaft und bezahlbar. Dabei sollte auf die Gewichtung der Komponenten geachtet werden: Kohlehydratquellen werden geringer gehalten und anderen Zutaten wird der Vortritt gelassen. Zum Getreide gesellt sich dann Knackiges, Frisches und kräftiger Geschmack, durch Kräuter, Gewürze oder Käse. Eines seiner Pastarezepte ist Parpadelle mit Kürbis und Salbei oder aber Polenta mit Blauschimmelkäse und Blattgemüse.
Schließlich widmet sich das Buch den süßen Dingen und steigt zunächst noch recht 'gesund' ein mit dem Kapitel „Frucht-Drillinge“. Wichtig bei der Kombination ist, dass die Fruchtsäure immer mit etwas Süßem ausgeglichen werden muss. Besonders schmackhaft sind Konstellationen, die sowohl Früchte, als auch etwas Knuspriges und Cremiges enthalten. Dabei sollte man aber stehts auf saisonale Früchte zurückgreifen und dementsprechend die Rezepte auswählen. Um stets gewappnet zu sein für die nächste Heißhunger-Attacke, sollte man, laut Hugh Fearnley-Whittingstall, stets Honig, Kekse, Sahne, Vanilleeis etc. vorrätig haben. Er schlägt ein Kompott aus Apfel-Orange-Zitrone vor oder aber ein Trio aus schwarzer Johannisbeere, Ziegenkäse und Vollkornkeksen.
Abschließend findet sich im Buch das Kapitel „Leckerei hoch drei“.

„[...] mein Gegengift für all die Künstelei.“ Hugh Fearnley-Whittingstall

...sind drei leckere Zutaten, die ohne viel optisches Brimborium, toll harmonieren und ein vollkommenes Geschmackserlebnis eröffnen. Mit dem Dessert soll man sich selbst verwöhnen, wobei Zucker als Gewürz betrachtet werden sollte. Tiefe wird dem Gericht durch scharfe, saure oder bittere Zutaten, wie etwa Kaffee oder Zitrone verliehen. Gerichte aus diesem Abschnitt sind unter anderem eine Kreation aus Eiscreme, Karamell und Nüssen oder ein Karamell mit Honig und Körnern.



Im Anschluss an die Rezepte gibt der Autor noch Tipps, welche Vorräte man haben sollte und wie diese zu lagern sind. Außerdem werden die Rezepte, deren Namen lediglich aus den drei Grundzutaten zusammengesetzt sind, alphabetisch im Register gelistet.

Ich bin schwer beeindruckt von der Rezeptevielfalt und den Möglichkeiten, die man aus all diesen Zutaten noch herausholen kann. Dabei ist nicht viel Schnickschnack nötig, auf den ich von Zeit zu Zeit gerne mal verzichte. Alles in allem ein Buch, das ich weiterempfehlen kann und das sowohl Kocheinsteigern den Zugang zum Kochen ermöglicht und den Routiniers neue Kombinationen aufzeigt. Alles, was ich bisher daraus nachgekocht habe, werde ich sicher nochmals testen und genießen.

Ich weiß, diese Rezension ist sehr textbetont, aber ich finde, das es Hugh Fearnley-Whittingstall so gut erfasst und auch erklärt, worauf es beim kochen und genießen wirklich ankommt. Das Buch ist also nicht nur Quelle neuer Rezepte, sondern auch einer Kochphilosophie, die ich zu 100 % teile und auch euch näher bringen wollte. Ich hoffe ich habe euch neugierig gemacht.... wer noch nicht überzeugt ist, den kann vielleicht dieses Rezept noch eines Besseren belehren ;)

 Fenchel, Apfel, Ziegenkäse



Für 4 Personen:
2 mittelgroße Fenchelknollen
2 EL kaltgepresstes Olivenöl
1 kräftiger Spritzer Zitronensaft
2 mittelgroße knackige, säuerliche Äpfel
100 g eher milder, fester Ziegenkäse
Meersalz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

Falls nötig die harte äußere Schicht der Fenchelknollen entfernen, das untere Ende und die Spitze abschneiden; dabei frisches grünes Kraut beiseitestellen. Die Fenchelknollen von oben nach unten so dünn wie möglich in Scheiben schneiden. In eine Schüssel geben, Olivenöl, Zitronensaft sowie etwas Salz und Pfeffer beifügen. Gut mischen und etwa 30 Minuten marinieren lassen. Direkt vor dem Servieren die Äpfel vierteln, entkernen und in dünne Scheiben schneiden. Zum Fenchel geben und alles mischen. Falls nötig nochmals mit Zitronensaft, Salz und/oder Pfeffer abschmecken. Den Salat auf Tellern anrichten. Den Käse darüberhobeln oder zerkrümeln und mit dem Fenchelgrün, falls vorhanden, und etwas gemahlenem Pfeffer garnieren.

Plus eins Bestreut mit einigen kalten gekochten Puy-Linsen (siehe Seite 27) und beträufelt mit einem Schuss Olivenöl, schmeckt dieser Salat noch nussiger und liefert mehr Eiweiß.
Variationen Wenn Sie keine oder weniger Milchprodukte verwenden wollen, können Sie Ziegenkäse durch gekochte Linsen ersetzen.

Alles Liebe,
eure Lisa


Danke an den AT-Verlag, der mir das Buch zum Zwecke der Rezension freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat: 

Ihr wollt das Buch auch unbedingt haben? Dann nichts wie auf folgenden Link geklickt ;D

Bildnachweis: Fotografie © Simon Wheeler, AT Verlag / www.at-verlag.ch

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